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Hippotherapie

Hippotherapie

Auswahl, Ausbildung und Einsatz des Pferdes in der Hippotherapie

Die Hippotherapie ist inzwischen seit vielen Jahren eine wichtige krankengymnastische Behandlung. Bereits nach dem 2. Weltkrieg wurden Kriegsverwundete durch Rehabilitationsmaßnahmen auf dem Pferd behandelt. Viele Einrichtungen im gesamten Bundesgebiet haben inzwischen die Plakette des im Jahre 1970 gegründeten Deutschen Kuratoriums für Therapeutisches Reiten (DKThR) als Qualitätsnachweis erhalten. In einer auf diese Weise gekennzeichneten Einrichtung wird die Hippotherapie von einem Arzt verordnet und von einer speziell ausgebildeten Krankengymnastin durchgeführt. Die vom Pferderücken übertragenen Schwingungsimpulse werden dabei als Bewegungsstimuli eingesetzt, die auf Becken und Wirbelsäule einwirken und helfen, falsche Bewegungsmuster zu korrigieren. Man kann sich unschwer vorstellen, dass das "Therapiepferd" bei dieser verantwortungsvollen Arbeit vielfältigen Ansprüchen genügen muss. Jedoch hat auch ein Therapiepferd keine bestimmte Rasse, Farbe oder Größe, es sind zahlreiche Faktoren zu berücksichtigen. Aber nicht jedes Pferd eignet sich zum Therapiepferd!

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Exterieur

Wünschenswert ist ein nicht zu großes Pferd (max. 1,60 m Stockmaß) mit gut bemuskeltem Rücken und weichen, taktreinen, raumgreifen- den Bewegungen. Die Einschränkung beim Stockmaß erleichtert die Arbeit der Kranken- gymnastin, da sie den Patienten während der Therapie begleitet und ständig sichern muss. Ideal ist ein Stockmaß von 1.50 m, da hier der sichernde Arm hinter dem Patienten auf dem Pferderücken liegen kann und nicht ständig in die Höhe gehalten werdenmuss. Die Wirbel- säule des Pferdes sollte so gut eingebettet sein, dass ein bequemes Sitzen auch ohne Unterlage möglich ist. Die Berührung des Felles und die abstrahlende Körperwärme werden dabei wohltuend empfunden. Der Schritt, als nahezu ausschließlich eingesetzte Gangart in der Hippotherapie, sollte besonders raumgreifend, taktmäßig und geschmeidig sein und eine Erweiterung genauso wie eine Reduzierung des Raumgriffes ohne Taktverlust zulassen. Wünschenswert ist weiterhin ein nicht zu kurzer oder tief angesetzter Hals mit ausreichender Ganaschenfreiheit. Alte Pferde mit unelastischen Bewegungen als Folge von Verschleißerscheinungen oder krankhaften Veränderungen an Rücken oder Gelenken sind ungeeignet, auch wenn sie über eine überdurchschnittliche Ausbildung verfügen.

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Interieur

Das Pferd, das für den Einsatz in der Therapie gedacht ist, muss menschenfreundlich, ausgeglichen, geduldig und nervenstark sein. Es sollte sensibel reagieren ohne Flankenempfindlichkeit zu zeigen. Selbstbewusste Tiere sind ängstlichen, verschüchterten Pferden mit schlechten Vorer- fahrungen im Umgang mit Menschen vorzuziehen, da diese eine nicht zu unterschätzende Gefahr darstellen und viel Zeit, Geduld und vor allen Geschick des Ausbilders verlangen. Trotzdem können auch solche Pferde bei fachgerechter, liebevoller Korrektur liebevolle Helfer in der Therapie werden, wenn man ihnen genügend Zeit dazu lässt. Weiterhin sollte ein gutes Therapiepferd fleißig sein und über eine ausreichende Aufnahme- und Lernbereitschaft verfügen. Intelligente Pferde sind bessere Mitarbeiter als solche, die sich z. B. zum wiederholten Mal vor ein und demselben Gegenstand erschrecken oder große Verunsicherung bei unerheblichen Änderungen in der Reitbahn zeigen. Da es das ideale Pferd für die Therapie genauso wenig gibt wie für den Sport, sollte man eher Abstriche beim Exterieur in Kauf nehmen, als Einschränkungen im Bereich des Interieurs zu tolerieren!

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Die Ausbildung

Hat man ein Pferd gefunden, das den vorab besprochenen Kriterien weitestgehend entspricht, muss man seine ganze Sorgfalt auf die Ausbildung und Weiterbildung richten. Aus Gründen der Reife sollte das Pferd mindestens 5 - 6 Jahre alt sein und bereits eine reiterliche Grundausbildung im Rahmen der Kl. E mitbringen. Darauf lässt sich in relativ kurzer Zeit aufbauen, indem man in die tägliche Dressurarbeit die Gewöhnung an zusätzliche Situations- und Umwelteinflüsse einbaut. Hierzu gehört z.B. das willige Herantreten und geduldige Stehen an der Aufstiegsrampe wie auch das Auf- und Absitzen von Stühlen, Treppen oder von der Rampe mit Hilfe eines Liftes. Anfangs bedrohlich empfundene Rollstühle und Gehstützen müssen ebenso toleriert werden wie Bälle und Gymnastikstäbe. Das gelassene Reagieren auf fremde, das Tier ängstigende optische oder akustische Reize muss geübt und immer wieder überprüft werden, wobei die Belohnung, in welcher Form auch immer, die wichtigste Erziehungshilfe darstellt. Ungeschickte und unangenehme Einwirkungen eines Patienten mit spastisch klemmendem Schenkel sollten vor Einsatz des Pferdes in der Therapie erst einmal von einem geübten Reiter simuliert werden. In diese Phase der Ausbildung gehört die Arbeit am Langzügel, die man über die Vorbereitung durch Longen und Doppellongenarbeit problem- los entwickeln kann. Der Langzügel, durch den das Pferd von hinten geführt wird, ist inzwischen unverzichtbarer Be- standteil der Hippotherapie geworden. Er bietet den Vorteil, sowohl auf geraden als auch auf unterschiedlich gebogenen Linien arbeiten zu können. Auf diese Art können unterschiedliche Bahnfiguren wie Schlangenlinien, Volten und Wechsellinien in die therapeutische Behandlung einbezogen und für unter- schiedliche Krankheitsbilder gezielt angewendet werden. Das geradege- stellte und geradeaus gehende Pferd ermöglicht eine Verbesserung der Körpersymmetrie des Patienten, die durch die einseitige Belastung der inneren Seite auf der Zirkellinie nicht erreicht werden kann. Schrittvariationen, wie das Zulegen und wieder Einfangen, Vorwärt- Seitwärtsbewegungen, Rückwärtsrichten und Vorhandwendung können zusätzlich über den Langzügel abgerufen und wirkungsvoll eingesetzt werden. Überträgt man die Einwirkung auf das Pferd beim Reiten mit der Hilfen- gebung bei der Arbeit mit dem Langzügel, so ist die Einwirkung über den Zügel unverändert. Die seitliche Einrahmung durch den Schenkel wird allerdings zusätzlich von den Leinen übernommen, während die treibende Hilfe von Gewicht und Schenkel von Stimme und Gerte ersetzt werden. Dabei darf die Gerte niemals strafend eingesetzt werden, da dies den Pferdeführer in erhebliche Gefahr bringen würde und vor allem das Ver- trauen zwischen Pferd und Mensch beeinträchtigt. Das Pferd muss die Gertenhilfe kennen und angstfrei tolerieren sowohl im Einsatz als verwah- rende als auch als seitwärtstreibende Hilfe bei Vorhandwendungen und beim Vorwärts-Seitwärts in der Bewegung. Die richtige Feinabstimmung von Zügel-, Stimm- und Gertenhilfe ist von ausschlaggebender Bedeutung für den Einsatz des Pferdes in der Hippotherapie. Voraussetzung für diese Arbeit ist ein erfahrener Pferdeführer, der auch außerhalb der Therapie- stunden bereit ist, mit dem Pferd zu arbeiten um es zu korrigieren und weiterzubilden. Zusätzlich sollte das Pferd auch immer unter dem Sattel gearbeitet werden, damit ein Ausgleich zur eher eintönigen Therapiearbeit geschaffen wird. Man sollte nie vergessen, dass auch Pferde therapiemüde werden können und versuchen, sie durch unterschiedlichste Bewegungsange- bote wie z.B. Springgymnastik oder Geländerei- ten davor zu bewahren. Ein zufriedenes Pferd wird in einer kritischen Situation eher die Nerven behalten als ein unausgelastetes Tier, das unter einer unsachgemäßen Haltung und dazu gehört in erster Linie der Bewegungsmangel leidet

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Die Haltung

Von ausschlaggebender Bedeutung für die Gesunderhaltung des The- rapiepferdes und die Reduzierung des viel zitierten "Tierrisikos" ist seine Haltung. Zur Befriedigung seiner artgemäßen Bedürfnisse be- nötigt das ursprüngliche Steppen- und Herdentier Pferd ausreichende Bewegung- im Idealfall täglich einige Stunden Weidegang oder Koppelauslauf- in der Gesellschaft von Artgenossen. Die Sozialaktivität in der Gruppe ist hier ebenso wichtig wie das Angebot strukturreichen Futters. Heu und Stroh befriedigen das Kaubedürfnis des Pferdes und beugen der Langeweile und daraus sich ent- wickelnden Stalluntugenden vor. Kraftfutter, das sehr energie- und eiweißhaltig ist, sollte nur in ge- ringen Mengen eingesetzt werden, da sich auch die Fütterung auf die Ausgeglichenheit und das Wohl- befinden unserer Pferde auswirkt.

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Das patientengerechte Pferd

Aus langjähriger praktischer Arbeit in der Hippotherapie resultiert die Erfahrung, daß ein Angebot unterschiedlichster Pferderassen und Größen für das jeweilige Behandlungsziel von großem Wert ist. Diese Unterschied- lichkeit sollte sich nicht nur auf das Stock- bzw. Bandmaß beziehen, son- dern vor allem auf die vom jeweiligen Pferderücken übertragenen Schwing- ungsimpulse. Nele Quelle: K.Boldt Grundsätzlich kann man sagen, dass sich Kinder auf Kleinpferden wohler fühlen. Schon der optische Eindruck ergibt eine passende Re- lation zwischen Pferd und Reiter. Aber auch die erste Kontakt- aufnahme vor der Therapie beim Füttern und Streicheln fällt leichter, wenn das Kind dem Pferd hierbei ins Auge schauen kann. Beim Großpferd fällt der Blick des Kindes vor allem auf Bauch und Beine. Dieser ungünstige Blickwinkel flößt in unmittelbarer Nähe Angst ein und vergrößert die Unsicherheit. Man setze sich nur einmal neben ein Pferd von ca. 1.70 m Stockmaß, um dies nachempfinden zu können. Auf dem Kleinpferd sitzt das Kind weniger hoch und die Nähe der beglei- tenden Krankengymnastin vermittelt gerade anfangs zusätzliche Sicherheit. Diese psychische Hemmschwelle kann auch bei ängstlichen Erwachsenen zu Beginn der Therapie über ein kleineres Pferd besser abgebaut werden. Die kürzere Frequenz der Schwingungsimpulse bei kleinerer Amplitude er- möglicht allen Patienten, schneller zum entspannten Sitz im labilen Gleich- gewicht zu gelangen. Bei zunehmender Sicherheit beginnt das Becken in die rhythmische Vorwärtsbewegung einzuschwingen und die Lendenwirbel- säule übernimmt die Rechts-Links-Bewegung unter leichter Rotation. Ist hier soviel Sicherheit erreicht, dass auf das Festhalten immer häufiger verzichtet werden kann; so bedeutet der Umstieg auf ein größeres Pferd einen sichtbaren Therapieerfolg. Bei großen Erwachsenen und teilweise schwergewichtigen Patienten setzt man besser sofort ein größeres Pferd ein, sofern die übertragenen Schwingungsimpulse den Patienten nicht überfordern. Auf dem Reiterhof der Kinderhilfe haben wir hierbei gute Erfahrungen mit leichten Kaltblutpferden gemacht mit einem Stockmaß von maximal 1.50 Meter, die einerseits Gewichtsträger sind, andrerseits über hervorragende Schrittqualitäten verfügen. Der breitere Rücken mit der gut eingebetteten Wirbelsäule ist eine solide Basis für ein sicheres Sitzgefühl. Die größere Ruhe und Gelassenheit des Kaltblüters tun ein Übriges, um anfängliche Ängste abzubauen! Einschränkungen können sich allerdings durch eine zu geringe Abspreizfähigkeit des Hüftgelenks infolge mangelhafter Dehnfähigkeit der Hüft- und Oberschenkelmuskulatur ergeben. Ist die geringe Abspreizfähigkeit spastisch bedingt, so kann man durch den Übergang vom schmaleren zum breiteren Pferd, die Adduktoren ganz gezielt dehnen; ein Therapieerfolg, der sich allerdings oft erst nach Jahren geduldiger Arbeit einstellt! Ein Warmblüter mit raumgreifendem Schritt kann gegebenenfalls die Bewegungstoleranz eines nur schwer gehfähigen oder gehunfähigen Patienten überfordern. In einem solchen Fall sollte man mit den rascheren Bewegungsimpulsen, die ein Kleinpferd überträgt, beginnen. Islandpferde, die über eine große Tragfähigkeit in Bezug auf ihre Körpergröße verfügen, sind hier die Pferde der Wahl, zumal wenn sie über die zusätzlichen Gangarten Paß und Tölt verfügen. Durch die raschen Schwingungsimpulse kommt der Patient schneller ins Gleichgewicht. Ein späteres Umsitzen auf ein größeres Pferd und das Finden der Balance bei dessen raumgreifenderen Bewegungen sind ein sichtbarer und motivierender Trainingserfolg. Die dreidimensionalen Schwingungsimpulse des Pferderückens, vor allem aber ihr Verhältnis zueinander, sind dem Auge nur schwer erkennbar. Man kann zwar aus Gebäudemerkmalen wie z.B. der Fesselung, der Schulterstellung, der Rückenlänge und Rückenbeschaffenheit Rückschlüsse auf die Elastizität und eine damit einhergehende "weiche" Bewegung ziehen. Die Gewichtung der Schwingungsimpulse in den verschiedenen Ebenen zueinander kann nur erfühlt werden!Dieses Zusammenspiel der drei Bewegungsebenender Longitudinalen,der Vertikalen undder Horizontalenbildet die jedem Pferd ureigene und individuelle Bewegungsqualität. Dabei stellen wir fest, dass die Betonung der Longitudinalen bei bestimmten Pferden gerade zu Beginn der Therapie dem Patienten mehr Sicherheit vermittelt. Er fühlt sich durch das stärkere Vorwärts besser mitgenommen. Außerdem wird durch das Vor und Zurück die Beckenbewegung und die Aufrichtung der Wirbelsäule stimuliert. Liegt die Betonung der Pferdebewegung auf der horizontalen Ebene, wird der Wirbelsäule durch das vermehrte seitliche Absinken des Beckens mehr Rotation vermittelt. Die Hüftmuskulatur wird gedehnt. Das Bein auf der jeweils absinkenden Hüftseite wird deutlich länger. Der Patient beschreibt dieses Gefühl völlig zurecht als "wackeliger"! Bei der vertikalen Bewegungsebene - dem Auf und Ab - bewirkt besonders die Erweiterung des Schrittmaßes eine vermehrte Aufrichtung und zwingt den Patienten unbewusst zur Bewegungskoordination der Hüft- und Oberschenkelmuskulatur. Am Scheitelpunkt der "Hub"- Amplitude spannt die Muskulatur maximal, um dann beim Absinken wieder zu entspannen. Und das, ohne die Grundspannung aufzugeben! Bei hypotoner Muskulatur erreicht man einen Aufbau des Tonus, während es bei hypertoner Muskulatur zu Lockerung und Entspannung kommt. Das Training der vertikalen Ebene kann noch verstärkt werden durch das Anhalten und Wiederantreten lassen des Pferdes, das wir mit "stop and go" bezeichnen. Auch der psychische Effekt ist bei der Hippotherapie von nicht zu unterschätzender Bedeutung. Wir bekommen sehr oft Patienten zur Hippotherapie zugewiesen, die noch nie Kontakt zu einem Pferd hatten. Man kann sich unschwer vorstellen, dass die Angst vor dem großen Tier zu Beginn zu einer enormen Verunsicherung des Menschen mit Behinderung führt. Sie muss behutsam abgebaut werden, indem der Pferdeführer dem Menschen mit Behinderung erst das Pferd alleine in der Bahn präsentiert und zeigt, dass es bei allen verlangten Lektionen im vollen Gehorsam steht. Interessanterweise haben Kinder grundsätzlich weniger Angst als erwachsene Patienten. Mit Sicherheit ist der Grund hierfür die größere Spontaneität und Unbekümmertheit, durch die sich auch Kinder mit Behinderung nicht von anderen unterscheiden. Erwachsene Patienten sind weniger risikobereit und lassen sich nur mit großem Vorbehalt auf das Abenteuer Pferd ein. Haben sie aber erst einmal Zutrauen gefasst und eine Beziehung zum Therapiepartner aufgebaut, so wird für solche Patienten die Hippotherapie unverzichtbar. Der emotionale Effekt ist in vielen Fällen auch ein Grund für die Überlegenheit gegenüber herkömmlichen Therapieformen! Über das Pferd werden dem Patienten sowohl bei der Therapie in der Halle, als auch in geeignetem Gelände Räume erschlossen, die ihm meist auf eigenen Beinen unerreichbar sind.

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Die Ausrüstung des Pferdes abgestimmt auf den Patienten

Während der Therapie ist das Pferd mit Trense, einer an beiden Enden mit Karabinern versehenen Longe - dem so genannten Langzügel - und einem speziellen Therapiegurt ausgerüstet. Ist der Rücken des Pferdes nicht bequem genug, so dient ein Lammfell oder ein dickes Westernpad als Unterlage. Ausbinder sollten nicht verwendet werden, da sie die ständige Verbindung zum Pferdemaul stören und den Pferdeführer zu Unachtsamkeit verleiten. Außerdem können Schrittvariationen - gerade bei den Erweiterungen - nicht adäquat abgerufen werden, da ein starrer Ausbinder den Raumgriff hindert. Der "starke Schritt" , der in Dressurprüfungen ab der Klasse M verlangt wird, kann ausschließlich am langen Zügel gezeigt werden, da nur dieser die notwendige Halsdehnung und Rahmenerweiterung zulässt. Unterschiedliche Tempi im Schritt gestalten die Hippotherapie abwechslungsreich und verhelfen zu optimalen Trainingsresultaten. Dies gilt für alle Pferdetypen und Rassen, seien sie auch in ihrem äußeren Erscheinungsbild auch noch so verschieden! Obwohl wir den Ausbinder bei der Arbeit am Langzügel nicht einschnallen, ist er trotzdem am Gurt befestigt. Er dient jedoch nur- mit dem Karabiner wieder in die Verschnallöse am Gurt eingehängt- als seitliche Führung des Langzügels, falls das Pferd mit der Nase zu tief kommt und die Gefahr besteht, dass es auf oder über den Langzügel tritt. Zum Ablongieren sind auf diese Weise immer Ausbinder zur Hand und es ist jederzeit möglich bei Bedarf von der Langzügelarbeit auf Longenarbeit überzuwechseln. Beim Longieren sollte man grundsätzlich Ausbinder einschnallen, da ohne sie die erforderliche seitliche Einrahmung des Pferdes fehlt. Der Therapiegurt entspricht mit seinen Sicherheit vermittelnden Griffen dem Voltigiergurt, ist aber weich gepolstert und mit Lammfell überzogen. Er wird ohne Schaumstoffunterlage aufgelegt und mit einem auf den Umfang des Pferdes verpassten Untergurt festgeschnallt. Durch seine Breite verhindert er allerdings das Sitzen im tiefsten Punkt des Pferderückens. Dabei beobachtet man, dass sich Patienten mit ataktischen und athetotischen Bewegungen auf den Griffen aufstützen. Dies ist unbedingt zu vermeiden, da auf diese Art der Patient zu sehr in seinem pathologischen Beugemuster sitzt und die Schwingungen nur eingeschränkt in der Hüfte zur Wirkung kommen, aber nicht mehr in der Wirbelsäule. Rotationsbewegungen und die Möglichkeit zu Aufrichtung der Wirbelsäule fehlen ganz. Ein von uns entwickelter Halsgurt ermöglicht den Sitz am tiefsten Punkt des Pferderückens, vermittelt aber weniger Sicherheit durch die Schulterbewegung des Pferdes. Therapeutisch allerdings bringt es den Vorteil, dass die Patienten unabhängig von einer starren Handhaltung sitzen lernen und die Schwingungsimpulse so - ohne Hemmung durch verkrampftes Festhalten - im Becken ankommen. Ist das Becken nun in der Lage, in die Bewegung ungehindert einzuschwingen, wird die Aufrichtung des Oberkörpers überhaupt erst möglich. Gestaltet sich der Übergang vom breiten Therapiegurt zum Halsgurt zu schwierig, so verwenden wir mit Erfolg den so genannten "Fritzemeier-Gurt". Dieser flach und abgerundet gearbeitete Ledergurt lässt die Beine des Patienten ohne Druckbeschwerden an der richtigen Stelle liegen und ermöglicht den Sitz am tiefsten Punkt des Pferderückens. Der besondere Wert liegt weiterhin in den weichen und beweglichen Halteriemchen, die das fehlerhafte Aufstützen nicht zulassen. Das Hineinziehen in den Pferderücken in Mittelstellung der Handgelenke - entsprechend der aufgerichteten Reiterfaust - ergibt sich von selbst. Die Verwendung eines Deckengurtes mit Überrollbügel bietet ähnliche Vorteile wie der zuvor beschriebene "Fritzemeier-Gurt". Auch hier sitzt der Patient am tiefsten Punkt des Pferderückens und die Beine liegen ohne Druckbeschwerden bequem am Pferdeleib. Der feste Griff bei "aufgerichteter Faust" vermittelt gerade zu Beginn der Therapie die so notwendige Sicherheit. Ein zusätzlicher Vorteil dieses Gurtes ist die ausgesparte Verbindung am Widerrist, die mit dem Eisenkernbügel überbrückt wird. Dies ergibt eine hervorragende Passform, die sich unterschiedlichsten Pferderücken anpasst und auch einem stark ausgeprägten Widerrist genügend Raum lässt. Dieser Gurt verschiebt sich auch dann nicht, wenn er zusätzlich mit einer gepolsterten Unterlage verwendet wird. Bei Verwendung des normalen schwach bis gar nicht gepolsterten Deckengurtes in Verbindung mit dem vorab beschriebenen Halsgurt ist das seitliche Verrutschen ein Problem, auf das man hinweisen muss. Gerade nach dem Auf- bzw. Absitzen aber auch im Verlauf der Therapie muss ein solcher Gurt immer wieder auf seinen richtigen, mittigen Sitz hin überprüft werden. Der Gurt mit Überrollbügel ist günstig im Handel erhältlich, sollte aber nachträglich auf beiden Seiten mit Gurtstrupfen versehen werden, damit man ihn mit unterschiedlich langen Untergurten auf jedes Pferd passend verschnallen kann. Zur notwendigen Ausrüstung einer Reithalle, in der Hippotherapie regelmäßig durchgeführt wird, gehört natürlich eine Rampe als Aufstiegshilfe. Bei Patienten mit schweren Behinderungen, die zudem schwergewichtig sind, stellt aber das Aufsitzen trotzdem ein nicht zu unterschätzendes Problem dar. Einerseits müssen die Helfer und die Krankengymnastinnen körperliche Schwerstarbeit leisten, andrerseits fördert das schwierige Aufsitzen zusätzlich die Verkrampfung des Patienten. Deshalb hat unsere Einrichtung sich erst vor kurzem für die Anschaffung eines Liftes entschieden, den wir lange Jahre für entbehrlich hielten. Inzwischen ist dieser Lift zum unverzichtbaren Helfer in der Therapie geworden. Die Patienten gelangen sicher und wesentlich lockerer auf den Pferderücken und die daran anschließende Therapie kommt sofort zur Wirkung. Früher mussten wir bei Patienten mit schweren Behinderungen mindestens drei Runden zur Lockerung "verschwenden". Die zur Verfügung stehende Zeit kann nun besser genutzt werden. Die Pferde haben sich längst an das zusätzliche Gerät gewöhnt und empfinden die Erleichterung hierdurch genauso dankbar wie die Mitarbeiter und Patienten. Noch ein letztes Wort zur Gesunderhaltung unserer Pferde bezogen auf die Ausrüstung während der Therapie. Ein Problem, das auch angesprochen werden sollte, ist bei manchen Pferden oft die geringe Ellbogenfreiheit und die daraus resultierende Gefahr des Wundreibens durch die Untergurte. Hier muss man darauf achten, dass der verwendete Untergurt schmal ist und weiche Kanten hat. Außerdem dürfen niemals an den gefährdeten Stellen Schnallen sitzen. Ist die Gurtlage erst einmal wundgescheuert, so ist ein längerer Ausfall des Pferdes unvermeidbar. Ein gut ausgebildetes, erfahrenes und mitdenkendes Therapiepferd ist ein wertvoller Besitz und nicht mal eben austauschbar. Deshalb ist eine liebevolle, nicht unter Zeitdruck stehende Ausbildung, die dem Pferd die nötige Zeit zum Reifen lässt, die beste Investition in eine jahrelange Einsatzfähigkeit. Schließlich bleiben Therapiepferde, die schonend eingesetzt werden, wesentlich länger einsatzfähig als vergleichsweise viele Sportpferde!

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Reiten als Sport für Menschen mit Behinderung

Reiten als Sport für Menschen mit Behinderung

Inklusion und Reiten

In unserer Zeit, in der man dem Sport zunehmend gesundheitsfördernden und gesundheitserhaltenden Wert beimisst, hat man die Notwendigkeit und die Möglichkeiten der sportlichen Betätigung auch für Menschen mit Behinderung erkannt. Reiten als Sport für Menschen mit Behinderung eröffnet nicht nur den Weg zu einer sinnvollen Freizeitgestaltung, sondern es ist auch eine Hilfe zur Integration in Gruppen von Reitern ohne Behinderung. Während sonst Sportgruppen für Menschen mit Behinderung meist unter sich bleiben, hilft beim Reiten das Pferd, körperliche Mängel zu kompensieren und seinen Reiter als leistungsfähiges Glied in eine Gruppe einzubeziehen. Das Einfühlungsvermögen des Pferdes, Kindern, die mit wenig Kraftaufwand reiten, besonders entgegenzukommen, zeigt sich auch im Umgang mit Menschen mit Behinderung. Die begrenzten Einwirkungsmöglichkeiten des Reiters auf das Pferd ergeben sich unter Umständen durch Funktions- einschränkungen bzw. Funktionsausfälle seiner Gliedmaßen. Die Kompensa- tion durch Hilfsmittel, wie zum Beispiel Spezialsättel und Spezialzügel, ist stets ungenügend und das Entgegenkommen des "mitdenkenden" Pferdes so von besonderer Bedeutung. Jede sportliche Betätigung benötigt eine spezielle Motivation. Beim Reiten ist sie durch das Pferd gegeben. Der besondere Reiz besteht darin, sich mit einem anders gearteten Lebewesen auseinanderzusetzen, um mit ihm zu einer harmonischen Einheit in der Bewegung zu gelangen. Einerseits wirkt das Pferd Achtung gebietend durch seine Kraft und Größe, andererseits kommt es dem Menschen freundlich entgegen, ist unvoreingenommen und gehorsam. Dies heißt jedoch auch, dass es über einen mehr oder weniger stark ausgeprägten Willen verfügt! Ein Text von: Dorothee Wanzek-Blaul, Leiterin des Reiterhofs der KINDERHILFE e.V. in Ludwigshafen-Oggersheim, Pädagogin und Amateur- reitlehrerin FN mit Zusatzausbildung Reiten als Sport für Menschen mit Behinderung.

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Voraussetzungen für das sportliche Reiten

Der Weg zum Reiten von Menschen mit Behinderung führt meist über die Hippotherapie. Unter Aufsicht der Krankengymnastin wird ein ausreichendes Gleichgewicht sowie eine genügende Kopfkontrolle erarbeitet. Die Beckenbeweglichkeit sollte das Einschwingen in die Bewegungen des Pferderückens auch in höheren Gangarten erlauben. Ist das Aussitzen im Trab nur schwer möglich, sollte man von Anfang an das Leichttraben üben, um Pferde mit weniger weichen Bewegungen oder empfindlichem Rücken zu entlasten. Bei Spastizität der unteren Extremitäten, wie z. B. einer Diplegie, sollte die Spreizfähigkeit der Beine den Sitz ohne hochgezogene Knie ermöglichen. Die Zügelhaltung, unabhängig von der Körperbewegung, sowie die Greiffunktionen wenigstens einer Hand müssen gewährleistet sein. Die Psyche des Reiters mit Behinderung sollte so belastbar sein, dass er auch eine eventuelle Auseinandersetzung mit dem Lebewesen Pferd verkraftet. Gerade in schwierigen Situationen muss der Reiter in der Lage sein, angemessen zu reagieren, d. h. das Pferd mit adäquaten Hilfen zu dominieren. Überschiessende Reaktionen auf ein vermeintliches Fehlverhalten des Pferdes sind ebenso wenig erwünscht wie mangelndes Durchsetzungsvermögen und sofortiges Aufgeben infolge von Mutlosigkeit. Der Reiter sollte in der Lage sein, die Verantwortung für sich und sein Pferd übernehmen zu können. Der Wunsch zum Wechsel von der Hippotherapie zum aktiven Reiten kommt bei uns auf dem Reiterhof häufig vom Patienten selbst. Manchmal wird der Übergang zum Sport auch von der Physiotherapeutin angeregt, wenn die Hippotherapie beendet ist und die Therapeutin im Sport eine sinnvolle Fortführung ihrer Arbeit sieht. In jedem Fall wird der Übergang zum Sport im Behandlungsteam Arzt, Krankengymnastin und Reitlehrer besprochen und unter den oben angeführten Voraussetzungen befürwortet. Kommt ein Mensch mit Behinderung ohne vorherige Hippotherapiebehandlung zum Reiten, so ist auch bei ihm die ärztliche Unbedenklichkeitserklärung Voraussetzung.

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Wirkung und Gesundheitswert des Reitens

Der Reitsport hat sportmedizinisch nachweisbare Auswirkungen auf alle Organsysteme, auf den Stütz- und Bewegungsapparat ebenso wie auf das Herz- und Kreislaufsystem. Dem Menschen mit Behinderung, der aufgrund dessen noch mehr körperlicher Bewegung entbehrt, drohen durch Bewegungsmangel (z.B. im Wirbelsäulenbereich) zusätzliche Sekundärschäden. Da die psychische Entwicklung des Menschen parallel läuft zur körperlich-motorischen, resultiert aus der ungenügenden Bewegungserfahrung von Menschen mit Behinderung zusätzlich eine Retardierung im psychischen Bereich. Beidem vermag das Reiten entgegenzuwirken.Was geschieht nun beim Reiten und was wird vom Reiter verlangt?Reiter mit Behinderung müssen lernen, auf das Pferd einzuwirken, um es zur Fortbewegung, zum Anhalten, zum Gangart- oder Richtungswechsel veranlassen zu können. Diese Einwirkung durch Gewicht, Schenkeldruck und Zügel nennt man Hilfen. Während der Patient in der Hippotherapie lernen muss auf die Bewegungsimpulse des Pferderückens passiv zu reagieren, wird beim Reiten die aktive Einwirkung des Reiters auf das Pferd geübt. Diese Hilfengebung, ihre richtige Dosierung und Koordination verlangt den ständigen Einsatz unterschiedlicher Muskelgruppen, der gelernt und trainiert wird. Das Ergebnis lässt sich an den Reaktionen des Pferdes ablesen. So erreichen wir beim Reiter mit Behinderung die Verbesserung seines Gleichgewichtes und die Kräftigung seiner Rückenmuskulatur. Reaktion, Koordination und Konzentration werden gleichzeitig geschult. Durch die Anpassung an die rhythmischen Schwingungen des Pferderückens lösen sich muskuläre Verspannungen einerseits, während bei schlaffem Muskeltonus Körperspannung aufgebaut und verbessert werden kann. Das Pferd vermag seinem Reiter neue räumliche Dimensionen zu erschließen und vermittelt z. B. gerade im Gelände ein intensives Naturerlebnis, zu dem ein Mensch mit Behinderung durch seine eingeschränkte Eigenbewegung häufig keinen Zugang findet. Dies bewirkt eine Steigerung des Selbstwertgefühls, was wiederum positiv in andere Lebensbereiche ausstrahlt. Der Erlebniswert und die Bewegungserfahrungen beeinflussen die geschädigte Psyche und bieten eine spezielle Kompensationsmöglichkeit.

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Heilpädagogisches Voltigieren

Heilpädagogisches Voltigieren

Eine Gruppe von sechs Kindern oder Jugendlichen voltigiert eine Stunde. Ein Pädagoge leitet die Gruppe an und longiert das Pferd in den drei Grundgangarten. Über das Lebewesen Pferd kann die Entwicklung und das Verhalten der Kinder günstig beeinflusst werden.
Ziele sind:
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Vertrauensaufbau
- Angstabbau
- Verbesserung der Konzentration
- Förderung der Kooperation
- Abbau von Antipathien
- Abbau von Aggressionen
- Erlernen richtiger Selbsteinschätzung

Zielgruppen: Kinder und Jugendliche mit unterschiedlichem Problemverhalten, z.B. mit Lernbehinderungen, geistigen Behinderungen, psychischen Erkrankungen, Verhaltensauffälligkeiten, Sinnesbehinderungen, leichten Körperbehinderungen. Das Heilpädagogische Voltigieren kann der Einstieg ins Reiten sein.

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Heilpädagogisches Reiten

Heilpädagogisches Reiten

Kinder, Jugendliche und Erwachsene lernen den verantwortungsvollen und selbstständigen Umgang mit dem Lebewesen Pferd. Ein Pädagoge vermittelt ihnen reiterliche Grundkenntnisse. Die Einwirkung auf das Pferd erfordert eine feinfühlige Dosierung und Koordination unterschiedlicher Muskelgruppen. Darüber hinaus werden Sozialverhalten, Reaktion und Konzentration gefördert.
Zielgruppen: Verhaltensauffällige, lernbehinderte, geistig- und/oder körperbehinderte Kinder, Jugendliche und Erwachsene.







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Max Mustermann

“Einfach fantastisch, wie hier beraten
wird! Wirklich großartig!”

// Bei uns seit 2018
Thomas Steele

“Our ships have completed their scan of the area and found nothing. If the Millennium Falcon went into light-speed, it'll be on the other side of the galaxy by now.”

// Entrepreneur
Maude Young

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// Designer at Google